PTBS Archive - Psychotherapie Twenhöfel https://www.psychotherapie-twenhoefel.de Praxis für Psychotherapie in Münster Fri, 27 Jan 2023 14:55:25 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.13 Erst Corona, jetzt Krieg – wie wir unsere Psyche in Krisenzeiten stärken können https://www.psychotherapie-twenhoefel.de/erst-corona-jetzt-krieg-wie-wir-unsere-psyche-in-krisenzeiten-staerken-koennen https://www.psychotherapie-twenhoefel.de/erst-corona-jetzt-krieg-wie-wir-unsere-psyche-in-krisenzeiten-staerken-koennen#respond Fri, 27 Jan 2023 10:13:32 +0000 https://www.psychotherapie-twenhoefel.de/?p=3379 Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren, angeordnetes Home Office und Kurzarbeit, Maskenpflicht und Hamsterkäufe, geschlossene Kindergärten und Schulen im Notbetrieb – mit dem Coronavirus trat Anfang 2020 eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes in unser Leben. Neben der akuten gesundheitlichen Belastung durch das Sars-Cov-2-Virus wurde auch unsere Psyche in diesen Zeiten vor große Herausforderungen [...]

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Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren, angeordnetes Home Office und Kurzarbeit, Maskenpflicht und Hamsterkäufe, geschlossene Kindergärten und Schulen im Notbetrieb – mit dem Coronavirus trat Anfang 2020 eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes in unser Leben.

Neben der akuten gesundheitlichen Belastung durch das Sars-Cov-2-Virus wurde auch unsere Psyche in diesen Zeiten vor große Herausforderungen gestellt. Eine zentrale Rolle spielte dabei die anhaltende Ungewissheit über die Auswirkungen, die Ausbreitung und das Ausmaß einer Coronainfektion ebenso wie Einsamkeit, Existenzängste, fehlende Routinen und die Überforderung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In der Akutphase von Lockdown und Quarantäne war die Belastung für viele besonders hoch. Die Folge: Stress, Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit und emotionale Erschöpfung.

Was selbst für resiliente Menschen ohne Vorerkrankung zur Herausforderung für die seelische Gesundheit werden konnte, stellte psychisch belastete Personen vor große Hürden. Sie erlebten den anhaltenden Ausnahmezustand mit Emotionen wie Angst, Wut und Hilflosigkeit noch intensiver. Als Folge verzeichneten viele eine Symptomverschlechterung bereits bestehender Erkrankungen.

Kaum ist es nun durch flächendeckende Impfkampagnen zumindest vorläufig gelungen, dem Virus als Katalysator für Angst, Panik und Depression den Wind aus den Segeln zu nehmen, folgt auf zwei Jahre Ausnahmezustand die nächste Krise: In Ost-Europe bricht ein Krieg aus.

Und zack sind sie wieder da: Gefühle wie Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Angst. Wird sich der Krieg weiter ausbreiten? Droht uns schon bald eine Lebensmittelknappheit? Wie können wir die steigenden Strompreise in diesem Winter noch bezahlen? So hält die Ungewissheit erneut Einzug in unser Leben.

Doch wie geht unsere Psyche mit dieser Abfolge von Krisen um? Die Resilienzforschung setzt sich mit genau dieser Frage auseinander und gibt wertvolle Tipps, mit denen wir die Widerstandsfähigkeit der Seele besonders in Krisenzeiten stärken und neue Kraft schöpfen können:

  • Gefühle nicht verdrängen

    Krisenzeiten rufen in den seltensten Fällen angenehme Emotionen in uns hervor. Wir fühlen uns sorgenvoll, ängstlich und hilflos. Manchmal kann es sogar zu starken negativen Gefühlen wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit kommen. Schnell neigen wir dann dazu, die unangenehmen Emotionen zu verdrängen. Doch diese Strategie hilft meist nur kurzfristig. Verdrängte Gefühle finden schnell ihren Weg zurück in unseren Leben und belasten uns nur noch stärker. Stattdessen kann es helfen, allen Gefühlen – positiven wie negativen – Raum zu schaffen. Schnell merken wir dann: Wenn wir sie für einen Moment einfach da sein lassen, ohne in Widerstand oder Vermeidung zu verfallen, lösen sich Angst, Wut und Verzweiflung oft von ganz alleine wieder auf.

  • Bewusst machen, was man schon alles geschafft hat

    Auch das Wissen darüber, im Leben schon viele Herausforderungen gemeistert und Krisen durchstanden zu haben, gibt uns Selbstvertrauen und Kraft für zukünftige Belastungsproben. Sich bewusst zu machen, welche schwierigen Zeiten im Leben bereits hinter einem liegen, kann Zuversicht und Hoffnung schaffen, dass es auch dieses Mal gut ausgehen wird.

  • Nachrichten achtsamer konsumieren

    Besonders in Krisenzeiten sind die Nachrichten von Horrormeldungen geprägt. Daher kann es ratsam sein, sich durch bewussten Nachrichtenkonsum vor der Überforderung durch reißerische Berichterstattung zu schützen. Nachrichtenquellen zu reduzieren, seriöse von dubiosen Quellen zu unterscheiden und feste Zeiten einzuführen, in denen sich informiert werden darf, können erste Schritte sein, um die Informationsflut in Krisenzeiten zu stoppen.

  • Über Ängste sprechen

    Indem wir unsere Sorgen Freunden und Familie anvertrauen, bemerken wir, dass wir mit diesen Emotionen nicht alleine sind. Nicht nur in Krisenzeiten helfen uns ehrliche Gespräche über unsere Gedanken und Gefühle, einen gesünderen Umgang mit Angst und Sorgen zu finden. In dem wir die verletzliche und sorgenvolle Seite aus Scham verstecken, schaffen wir andernfalls ein Ungleichgewicht zwischen unserem Erleben und Verhalten. Über unsere Gedanken und Gefühle zu sprechen, hilft uns, unsere äußere und innere Welt miteinander in Einklang zu bringen und Erfahrungen verarbeiten zu können.

  • Professionelle Hilfe holen

    Wenn Gespräche mit Familienmitgliedern und Freunden nicht mehr ausreichen, Sie Sorgen, Ängste und Antriebslosigkeit im alltäglichen Leben einschränken oder Ihre sozialen Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen werden, kann es ratsam sein, sich an einen Therapeuten zu wenden, um einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch zu vereinbaren.

Hier erfahren Sie mehr zu meinem psychotherapeutischen Angebot.

Quellen:

Bildnachweis: ID 4057659 © Markus Winkler | pexels

Text & Layout: Praxis für Psychotherapie Janne Twenhöfel; Blogbeitrag: Selin Kahl

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Die Macht der Augenblicke – wie wirkt EMDR in der Traumatherapie? https://www.psychotherapie-twenhoefel.de/die-macht-der-augenblicke-wie-wirkt-emdr-in-der-traumatherapie https://www.psychotherapie-twenhoefel.de/die-macht-der-augenblicke-wie-wirkt-emdr-in-der-traumatherapie#respond Tue, 17 Jan 2023 17:43:13 +0000 https://www.psychotherapie-twenhoefel.de/?p=3357 Ein Patient sitzt seiner Therapeutin gegenüber. Mit seinem Blick folgt er ihrer Hand, die sich rhythmisch von links nach rechts bewegt. Während seine Augen wandern, versucht er sich an markante Bilder, Sinneseindrücke und negative Gedankenmuster zu erinnern, die im Zusammenhang mit einem schrecklichen Ereignis stehen, das er erlebt hat. [...]

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Ein Patient sitzt seiner Therapeutin gegenüber. Mit seinem Blick folgt er ihrer Hand, die sich rhythmisch von links nach rechts bewegt. Während seine Augen wandern, versucht er sich an markante Bilder, Sinneseindrücke und negative Gedankenmuster zu erinnern, die im Zusammenhang mit einem schrecklichen Ereignis stehen, das er erlebt hat.

Macht der Augenblicke – wie wirkt EMDR in der Traumatherapie?

Was auf den ersten Blick wirken mag wie eine moderne Form der Hypnose, bei der das Pendel durch die Hand der Therapeutin ersetzt wird, erweist sich zunehmend als eine der wirksamsten und schonendsten Methoden in der Behandlung von Traumafolgestörungen, die schnelle und vor allem nachhaltig anhaltende Resultate erzielen kann.

Die Rede ist von EMDR, kurz für Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Auf Deutsch bedeutet EMDR: „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen“.

Entdeckerin und Entwicklerin der Methode ist die Psychologin Francine Shapiro vom Mental Research Institute in Palo Alto (USA). Nach einer schweren Krebserkrankung litt sie selbst an Angstzuständen, belastenden Gedanken und Flashbacks. Als sie eines Tages bemerkte, dass ihre Ängste und Sorgen nach einem Waldspaziergang verschwanden und nicht wiederkehrten, begann sie zu recherchieren und stellte schon bald fest: Bedingt durch den Lichteinfall der Bäume hatten sich ihre Augen ständig von links nach rechts bewegt. Doch lag hierin wirklich der Schlüssel für die heilende Wirkung ihres Spaziergangs?

Wie funktioniert EMDR?

Heute weiß man: Die von links nach rechts wandernden Blickbewegungen ähneln der Bewegung unserer Augen während des REM-Schlafs (REM = rapid eye movement). Hier verarbeiten wir Erlebtes und träumen besonders intensiv. Die EMDR-Therapie macht sich diese Wirkweise zunutze, denn besonders traumatische Erlebnisse gelangen zunächst meist unverarbeitet in unser Unterbewusstsein. Aktiviert durch Auslösereize – ein Geräusch, ein Geruch oder eine Berührung – kann es bei Betroffenen zu Flashbacks kommen: Sie haben das Gefühl, die Situation noch einmal durchleben zu müssen. Die EMDR-Therapie setzt genau hier an: Während die Betroffenen unter therapeutischer Anleitung den inneren Fokus auf die traumatische Erfahrung lenken, wird zeitgleich durch visuelle oder auditive Reize eine Stimulation beider Gehirnhälften angeregt, wie sie während des REM-Schlafs auftritt. Diese bilaterale Stimulation scheint einen Informationsverarbeitungsprozess anzustoßen, der die Synchronisation beider Gehirnhälften und somit eine Einordnung der, bis dato unverarbeiteten Erinnerungen an das traumatische Erlebnis ermöglicht.

Vielfach empfohlen – aber auch gut belegt?

Auch wissenschaftlich gilt die Wirksamkeit der EMDR-Therapie in der Behandlung von Traumafolgestörungen inzwischen als gesichert. Die Forschung zeigt: Nach der Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) mit EMDR fühlen sich 80% der Patientinnen und Patienten deutlich entlastet. Neuere Studien weisen außerdem auf weitere Bereiche hin, in denen EMDR positive Effekte erzielen könnte, wie etwa bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen und chronischen Schmerzen. Die Kosten der EMDR-Therapie werden bislang jedoch ausschließlich zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen von der Krankenkasse übernommen.

Welche Vorteile bietet EMDR?

Besonders im Vergleich zu herkömmlichen Behandlungsmethoden gilt EMDR als ausgesprochen schonende und dabei sehr wirksame Form der Traumatherapie, bei der sich Erfolge oft schon nach kurzer Zeit einstellen. Natürlich kann es aber auch im Rahmen einer EMDR-Behandlung durch die intensive Auseinandersetzung mit der traumatischen Erfahrung und die angeregte Verarbeitung des Erlebten zu Nebenwirkungen wie einem kurzzeitigen Anstieg der Belastung kommen. Diese fallen in der Regel jedoch deutlich geringer aus als bei vergleichbaren traumaspezifischen Behandlungsmethoden

Hier erfahren Sie mehr zu meinem psychotherapeutischen Angebot.

Quellen:

Shapiro F: Eye Movement Desensitization and Reprocessing – Basic principles, protocols, and procedures. New York, Guilford 2001.

Online-Informationen von EMDRIA Deutschland e.V.: http://www.emdria.de (Abruf: 10/2022)

Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) e.V.: http://www.dgpm.de/de/home/ (Abruf: 10/2022)

Bildnachweis: ID 750225 ©Sebastian Sørensen | pexels

Text & Layout: Praxis für Psychotherapie Janne Twenhöfel; Blogbeitrag von  Selin Kahl

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