Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren, angeordnetes Home Office und Kurzarbeit, Maskenpflicht und Hamsterkäufe, geschlossene Kindergärten und Schulen im Notbetrieb – mit dem Coronavirus trat Anfang 2020 eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes in unser Leben.

Neben der akuten gesundheitlichen Belastung durch das Sars-Cov-2-Virus wurde auch unsere Psyche in diesen Zeiten vor große Herausforderungen gestellt. Eine zentrale Rolle spielte dabei die anhaltende Ungewissheit über die Auswirkungen, die Ausbreitung und das Ausmaß einer Coronainfektion ebenso wie Einsamkeit, Existenzängste, fehlende Routinen und die Überforderung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In der Akutphase von Lockdown und Quarantäne war die Belastung für viele besonders hoch. Die Folge: Stress, Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit und emotionale Erschöpfung.

Was selbst für resiliente Menschen ohne Vorerkrankung zur Herausforderung für die seelische Gesundheit werden konnte, stellte psychisch belastete Personen vor große Hürden. Sie erlebten den anhaltenden Ausnahmezustand mit Emotionen wie Angst, Wut und Hilflosigkeit noch intensiver. Als Folge verzeichneten viele eine Symptomverschlechterung bereits bestehender Erkrankungen.

Kaum ist es nun durch flächendeckende Impfkampagnen zumindest vorläufig gelungen, dem Virus als Katalysator für Angst, Panik und Depression den Wind aus den Segeln zu nehmen, folgt auf zwei Jahre Ausnahmezustand die nächste Krise: In Ost-Europe bricht ein Krieg aus.

Und zack sind sie wieder da: Gefühle wie Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Angst. Wird sich der Krieg weiter ausbreiten? Droht uns schon bald eine Lebensmittelknappheit? Wie können wir die steigenden Strompreise in diesem Winter noch bezahlen? So hält die Ungewissheit erneut Einzug in unser Leben.

Doch wie geht unsere Psyche mit dieser Abfolge von Krisen um? Die Resilienzforschung setzt sich mit genau dieser Frage auseinander und gibt wertvolle Tipps, mit denen wir die Widerstandsfähigkeit der Seele besonders in Krisenzeiten stärken und neue Kraft schöpfen können:

  • Gefühle nicht verdrängen

    Krisenzeiten rufen in den seltensten Fällen angenehme Emotionen in uns hervor. Wir fühlen uns sorgenvoll, ängstlich und hilflos. Manchmal kann es sogar zu starken negativen Gefühlen wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit kommen. Schnell neigen wir dann dazu, die unangenehmen Emotionen zu verdrängen. Doch diese Strategie hilft meist nur kurzfristig. Verdrängte Gefühle finden schnell ihren Weg zurück in unseren Leben und belasten uns nur noch stärker. Stattdessen kann es helfen, allen Gefühlen – positiven wie negativen – Raum zu schaffen. Schnell merken wir dann: Wenn wir sie für einen Moment einfach da sein lassen, ohne in Widerstand oder Vermeidung zu verfallen, lösen sich Angst, Wut und Verzweiflung oft von ganz alleine wieder auf.

  • Bewusst machen, was man schon alles geschafft hat

    Auch das Wissen darüber, im Leben schon viele Herausforderungen gemeistert und Krisen durchstanden zu haben, gibt uns Selbstvertrauen und Kraft für zukünftige Belastungsproben. Sich bewusst zu machen, welche schwierigen Zeiten im Leben bereits hinter einem liegen, kann Zuversicht und Hoffnung schaffen, dass es auch dieses Mal gut ausgehen wird.

  • Nachrichten achtsamer konsumieren

    Besonders in Krisenzeiten sind die Nachrichten von Horrormeldungen geprägt. Daher kann es ratsam sein, sich durch bewussten Nachrichtenkonsum vor der Überforderung durch reißerische Berichterstattung zu schützen. Nachrichtenquellen zu reduzieren, seriöse von dubiosen Quellen zu unterscheiden und feste Zeiten einzuführen, in denen sich informiert werden darf, können erste Schritte sein, um die Informationsflut in Krisenzeiten zu stoppen.

  • Über Ängste sprechen

    Indem wir unsere Sorgen Freunden und Familie anvertrauen, bemerken wir, dass wir mit diesen Emotionen nicht alleine sind. Nicht nur in Krisenzeiten helfen uns ehrliche Gespräche über unsere Gedanken und Gefühle, einen gesünderen Umgang mit Angst und Sorgen zu finden. In dem wir die verletzliche und sorgenvolle Seite aus Scham verstecken, schaffen wir andernfalls ein Ungleichgewicht zwischen unserem Erleben und Verhalten. Über unsere Gedanken und Gefühle zu sprechen, hilft uns, unsere äußere und innere Welt miteinander in Einklang zu bringen und Erfahrungen verarbeiten zu können.

  • Professionelle Hilfe holen

    Wenn Gespräche mit Familienmitgliedern und Freunden nicht mehr ausreichen, Sie Sorgen, Ängste und Antriebslosigkeit im alltäglichen Leben einschränken oder Ihre sozialen Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen werden, kann es ratsam sein, sich an einen Therapeuten zu wenden, um einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch zu vereinbaren.

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Quellen:

Bildnachweis: ID 4057659 © Markus Winkler | pexels

Text & Layout: Praxis für Psychotherapie Janne Twenhöfel; Blogbeitrag: Selin Kahl