Keep calm- wie wir lernen können, unser Nervensystem vor Überreizung zu schützen

Was passiert bei Stress im Körper?

Unser Gehirn ist über das periphere Nervensystem mit dem ganzen Körper verbunden. Es besteht aus zwei Komponenten, die wie Gegenspieler agieren. Während der Sympathikus uns aktiviert und leistungsfähig macht, bringt uns der Parasympathikus Entspannung und Ruhe.

Stehen wir unter Stress, übernimmt der Sympathikus das Steuer. Durch die Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin und Kortisol bereitet sich unser Körper auf Kampf oder Flucht vor. Wir bemerken: Unser Herz schlägt schneller, die Bronchien weiten sich und unsere Atmung verflacht. Wenn ihnen plötzlich ein Säbelzahntiger den Weg aus der Höhle versperrte, war es genau diese Reaktion unseres Körpers auf akute Gefahrensituationen, die unseren Vorfahren das Leben rettete.

Doch die Stressoren unserer heutigen Welt – Belastungen am Arbeitsplatz oder in der Familie – sind meist nicht von kurzer Dauer. Diese anhaltende Überaktivierung des Sympathikus ohne eine Möglichkeit, verbrauchte Kraftreserven wieder zu füllen, kann ernsthafte Folgen für Psyche und Körper haben.

Doch es gibt eine gute Nachricht: Wir können lernen, unser beanspruchtes Nervensystem selbst herunter zu regulieren. Das funktioniert zwar nicht über Nacht und es erfordert kontinuierliche Arbeit, ein stark dysreguliertes Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Warum sollten wir lernen, unser Nervensystem selber zu beruhigen?

Unsere Welt verändert sich so schnell, dass wir von Krise zu Krise taumeln. Mit dieser Beschleunigung umgehen zu lernen, fordert uns heraus. Ein anspruchsvoller Job, die ständige Erreichbarkeit und die Sorge um das Wohlergehen unserer Lieben – Stress dominiert unseren Alltag. Doch er ist nicht nur ein Symptom unseres Lebensstils, sondern birgt auch die Gefahr, unseren Körper krank zu machen: Von Bluthochdruck über Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Angst, Panik und Depression. Die Folgen von Dauerstress für Körper und Psyche sind ernst zu nehmen. Und auch wenn es uns nicht gelingen wird, den Stress der heutigen Welt aus unserem Alltag zu verbannen, dürfen wir lernen, wie wir unser übersteuertes Nervensystem Tag für Tag selber beruhigen und so die Folgen der dauerhaften Stressbelastung abmildern können.

Neben ausreichend Schlaf und regelmäßiger sportlicher Betätigung können wir mit den folgenden 3 Tipps einen guten Startpunkt für die Beruhigung unseres feuernden Sympathikus setzen:

  • Sich der Kraft der Atmung bedienen

    Viele biologische Reaktionen unseres Körpers bei Stress und Angst können wir nicht beeinflussen. So rast z.B. unser Herz und in den Handinnenflächen bilden sich Schweißperlen. Doch über die Atmung haben wir eine direkte und vor allem steuerbare Verbindung zu unserem Nervensystem! Gelingt es uns, bewusst und ruhig in den Bauch zu atmen, den Atmen ein paar Sekunden anzuhalten und dann möglichst lange wieder auszuatmen, aktivieren wir den Parasympathikus und es darf Ruhe einkehren.

  • Nervennahrung weise wählen

    Man ist, was man isst. Unsere Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Stressreaktionen in unserem Körper. Wer bei Stress schnell zu Fast Food, Softgetränken und Süßigkeiten greift, feuert den Stresskreislauf des Körpers nur ein weiteres Mal anstatt ihn zu durchbrechen. Denn der enthaltene Zucker löst – ebenso wie das Stresshormon Kortisol – Entzündungsprozesse im Körper aus.

    Besonders wichtig, um unsere strapazierten Nerven zu stärken, sind die sog. B-Vitamine (B1, B6 und B12). Sie finden sich vor allem in Fleisch, Fisch, Vollkornprodukten, diversen Gemüsen (z.B. grünen Bohnen oder Linsen) und Eiern.

  • Mit Bauchmassagen den Parasympathikus ansteuern

    Wer seinem Parasympathikus abends vor dem Einschlafen etwas Gutes tun möchte, kann zu einer wohltuenden Bauchmassage greifen. Denn auch die Organe in unserem Bauchraum werden vom Gegenspieler des Sympathikus versorgt. Legen Sie sich aufs Sofa oder Ihr Bett und massieren Sie Ihren Bauch sanft mit kreisförmigen Bewegungen. Durch Summen oder leises Singen können wir die entspannende Wirkung unserer Massage sogar noch verstärken.

Hier erfahren Sie mehr zu meinem psychotherapeutischen Angebot.

Quellen:

Online-Informationen der AOK Gesundheitskasse: https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/stress/stress-so-krank-kann-er-machen/ (Abruf: 11/2022)

Online-Informationen von PraxisVITA.: https://www.praxisvita.de/nerven-beruhigen-was-bei-ueberreizten-nerven-wirklich-hilft-21327.html (Abruf: 11/2022)

Online-Information von ERGO: https://www.ergo.de/de/Ratgeber/gesundheit/stress/auswirkungen (Abruf: 11/2022)

Online-Information von Willi Psychotherapie: https://www.dr-willi.de/2018/02/stressreaktion/ (Abruf 11/2022)

Bildnachweis: Bildnachweis: ID 2865901 © Keenan Constance | pexels

Text & Layout: Praxis für Psychotherapie Janne Twenhöfel; Blogbeitrag: Selin Kahl